Entwicklung der Paarsynthese
Paarsynthese wurde seit 1975 von Michael Cöllen und Mitarbeitern zunächst als therapeutische Behandlung von Paaren, dann auch zur Einzel-, Familien- und Gruppentherapie, heute darüber hinaus generell zur Erwachsenenbildung und Familienpädagogik, weiterentwickelt.
Sie wird in Form von Einzelseminaren, Basiscurricula und berufsbegleitend als 4-jährige therapeutische Weiterbildung gelehrt und im klinischen Bereich, in therapeutischer und ärztlicher Praxis, in verschiedenen Beratungsfeldern und Betriebsführung angewandt.
In der über 30-jährigen Entwicklungszeit wurde außerdem intensiv nach den Bedingungen und Regeln einer konstruktiven Paardynamik und deren Übertragbarkeit auf andere soziale Systeme geforscht. Die Ergebnisse führten zur Entwicklung eines umfassenden Konzeptes: „Liebe als Lernmodell“.
Ausgangspunkt der Paarsynthese
ist deren Dyadische Anthropologie, die wesentlich eine Philosophie der Lust, eine Theorie der Liebe und eine Psychologie des Paares und dessen Therapie umfaßt.
In einer solchen “dyadischen Anthropologie” sehen wir den Grundsatz zu einem neuen Lösungsverständnis für mitmenschliche Sozialisierung und darauf aufbauende Strukturen emotionaler, politischer und wirtschaftlicher Lebensformen.
Der Paarbeziehung als Ausgangsmodell kommt dabei hervorragende Bedeutung zu, denn die Psychologie des Paares liefert uns die notwendige Erkenntnis und Wissen über menschliche Umgangsformen, Regulierungsprozesse und allgemeine Lebensdynamik.
Partnerlehre wird damit zur Soziallehre. Einen Menschen wirklich zu erfassen und verstehen, die Wahrheit über ihn zu erfahren, ist nur möglich über die Art seiner Beziehungsgestaltung. Desgleichen sind Regeln für soziales und gesellschaftliches Handeln eben aus der psychologischen Partnerlehre abzuleiten, statt aus einer außersubjektiven Moral oder Ethiklehre.
Der Paradigmenwechsel vom Mensch zum Paar ist deshalb von immanenter Logik und bedarf keiner weiteren Begründung. Die Psychologie des Paares wird zum Erklärungsgrund allen menschlichen Verhaltens, sowie das Paar Urgrund jeder menschlichen Existenz und Entfaltung darstellt. Die Liebe als zentrales Moment jeder Paardynamik und ihre fünf charakteristischen Wesensmerkmale stehen daher im Brennpunkt aller Betrachtungen von Welt. Innerhalb der Humanwissenschaften kommt ihr deshalb vorrangige Bedeutung zu.
Die Paarsynthese reiht sich ein in die Tradition der Beziehungstheorien, die von Tao und Tantra über den frz. Positivismus Ende des vorigen Jahrhunderts, über Klages (1941), Binswanger (1993) und Buber (1958) bis zu den Untersuchungen der modernen Psychoanalyse (Bowlby 1986) und der Neurobionik (Fedrowitz 1994) reichen.